Auch meine Beziehung zur Werbebranche gestaltete sich von Anfang an schwierig.
Und das ist jetzt nur meine persönliche Meinung, aber: Sich als hochsensibler Mensch
in dieser duz- und denglischgetränkten pseudofamiliären Scheinwelt zurechtzufinden,
ist nicht leicht. Und damit möchte jetzt niemandem zu nahe treten.
Denn es geht mir nicht darum, einer ganzen Branche pauschal mangelnde Authentizität
zu unterstellen. Das wäre unzutreffend und steht mir auch gar nicht zu. Nur: Ich komme
einfach nicht damit zurecht, Chef(s) und Kollegen von der ersten Sekunde an zu duzen,
und permanent gängige Begriffe meiner Muttersprache zu ersetzen.
Und, um ehrlich zu sein, betrachte ich die Weihnachtsfeier nicht als wichtigstes Ereignis
des Jahres. Es reicht doch schon, wenn ich das Jahr über in Situationen gebracht werde,
wo ich mit einem Glas Sekt auf die Schwangerschaft der Halbschwester eines Kollegen
anstoßen muss, weil mich das ja menschlich so berührt.
Anders gesagt: Die Werbebranche ist aus meiner Sicht nicht „echt" und ich würde sagen,
die Diskrepanz zwischen „Schein“ und „Sein“ ist in kaum einer anderen Branche so groß.
Das ist als hochsensibler Mensch nur schwer zu ertragen. Ich jedenfalls würde eingehen
wie eine Primel. Deshalb bin ich lieber freiberuflicher Text-Gärtner.
Aber auch da wachsen und gedeihen die Fragen. „Habe ich bei dem potentiellen Kunden
einen kompetenten Eindruck hinterlassen? Ist das in meinem unverbindlichen Angebot
veranschlagte Honorar zu hoch angesetzt? Oder zu niedrig? Und wie verhalte ich mich,
wenn ich an einen Kunden gerate, der die Rechnung nicht bezahlt?"
Gleichzeitig bin ich froh, keinen Chef zu haben, dem ich in der Hoffnung auf Verständnis
erklären muss, warum mich die Atmosphäre eines Großraumbüros seelisch überfordert,
da ich als Hochsensibler nicht so „funktioniere“ wie meine Arbeitskollegen, und deshalb
eine emotionale Sonderbehandlung benötige.
Denn für Hochsensible ist es immer das Naheliegendste, sie seien der Grund, wenn sie
beim Reinkommen ein paar Kollegen tuscheln sehen oder der Chef schlecht gelaunt ist.
Sich unter diesen Voraussetzungen ganz auf die Arbeit konzentrieren – für Hochsensible
im wahrsten Sinne des Wortes kein leichter Job.
Ich erinnere mich an eine Situation vor meiner Zeit als Freiberufler, in der alle Kollegen,
die an dem Tag nicht außer Haus aßen, in der Mittagspause gemeinsam Pizza bestellten.
Die Kollegin, die sich um die Bestellung kümmerte, fragte jeden. Nur einen nicht: Mich.
Und in meinem Kopf startete das Fragenkarussell.
Im Nachhinein war wohl der wahrscheinlichste Grund, dass sie dachte, ich sei nicht da,
weil die anderen aus meinem Büroraum auch unterwegs waren. Doch in dem Moment
schien es mir wesentlich plausibler, dass mich die anderen absichtlich mieden. Und mir
war einfach zum Heulen zumute.
Situationen wie diese werden vielen Hochsensiblen bekannt vorkommen. Nur man kann
ja dann schlecht zu seinem Chef gehen und sagen: „Hey Chef, durch die Reizüberflutung
bin ich ohnehin schon ‚grundgeschafft‘ und heute gab es dazu noch einen Zwischenfall –
kann ich bitte früher Feierabend machen?“
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